Eröffnung des ersten Arisierungs-Mahnmals in Deutschland

„Tempo“ oder „Kühne + Nagel“ und Arisierung, wo ist da der Zusammenhang?

In Bremen wurde am 10. September 2023 ein Denkmal zur „Arisierung“ eingeweiht. Deutschlandweit handelt es sich um das Erste seiner Art. Doch was bedeutet das Wort Arisierung?

Arisierung wird abgeleitet von dem Wort „Arier“, welches Herrenrassen oder auch Entjudung1 bedeutet und sich auf den Prozess der Ausbeutung und Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus der Wirtschaft, ihren Wohnorten und Deutschland bezieht. Die Juden wurden hierbei von Nationalsozialisten dazu gedrängt, ihre Eigentümer, Wertgegenstände, Aktien sowie Immobilien für kleine Geldbeträge an „Deutsche“ abzutreten. Die Wohnungen und Häuser von geflohenen oder deportierten Juden – damals sogenannte „unbewachte jüdische Wohnungen” – wurden ebenfalls geplündert. Die Aktion wurde von den Nationalsozialisten als „Aktion M“ bezeichnet, wobei das „M“ für Möbel stand. Nutzen von dieser Aktion hatten die damaligen Bürger, die sich zum Beispiel an Immobilien, Möbeln und Aktien bereicherten. Die Speditionsunternehmen, die hauptsächlich für die Lagerung und den Transport der Möbel zuständig waren, konnten durch  die „Aktion M” großen Profit generieren. Ein gutes Beispiel dafür stellt die bremische Firma „Kühne + Nagel“ dar. Ihr internationaler Erfolg geht unter anderem auf die Ausbeutung während der NS-Zeit zurück. Genauso waren etliche staatliche Einrichtungen an dem Gewinn beteiligt, da sie ohnehin die Initiatoren und Koordinatoren der „Aktion M“ waren.

Arisierung: Wie viel ist bekannt?

Jüdische Unternehmer mussten während des Nationalsozialismus ihre Firmen verkaufen, da sie sonst schwerwiegende Sanktionen zu befürchten hatten. Heutzutage verschweigen jedoch unzählige Unternehmen ihre Vorgeschichte und schreiben nur beschönigende Worte zu ihrer Unternehmensgeschichte während der NS-Zeit. Beispielsweise berichtet das Papiertaschentücher-Unternehmen „Tempo“ auf seiner Homepage zu den Jahren 1935 bis 1950 von „[…] bereits 150 Mio. [produzierten] Tempo Taschentücher […], Ende der Dreißiger Jahre waren es sogar 400 Mio. Stück.“ Verschwiegen wird hier, dass sechs Monate nach der Machtübernahme Adolf Hitlers der Patentinhaber des Papiertaschentücher-Unternehmens Oskar Rosenfeld grundlos von der NSDAP vorgeladen und zu einer Geldstrafe von 12.000 Reichsmark verurteilt wurde. Dies ist auch kein Einzelfall geblieben. Oft wurden Juden aus kleinen sowie großen Unternehmen systematisch sanktioniert und gedrängt, ihr Unternehmen dem NS-Regime zu überlassen. Auch wenn diese Tatsachen den heutigen Unternehmen bekannt sind, verlieren manche in ihrer Unternehmensgeschichte oft kein Wort darüber. Wie auch? Wenn Informationen zur Verwicklung der Unternehmen mit dem NS-Regime immer noch unter Verschluss gehalten werden. Daher ist es der Öffentlichkeit nicht möglich, sich selbst ein Bild zu machen. So ist es nicht verwunderlich, dass das Ergebnis eine lückenhafte Geschichte ist.

In einem Interview mit der Schülerzeitung bei der Einweihung des Mahnmals in Bremen erklärt der Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte in Bezug auf die fehlende Information zur Verantwortung der Unternehmen zum Thema Arisierung mit der folgenden Ansicht: „Es kann sein, dass Unterlagen, wie es bei vielen Vorgängen und Verbrechen in der Nazi-Zeit war, bewusst vernichtet wurden oder im Krieg zerstört wurden“. Er fügt hinzu: „Vielleicht ist es aber auch so, dass man noch intensivere Forschungsarbeit braucht, damit man die entsprechenden Dokumente findet und für die Öffentlichkeit zugänglich macht.”

Der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bremen, Dr. Grigori Pantijelew, unterstreicht die Problematik der Aufklärung über die Arisierung. Diese sei noch nicht fortgeschritten genug, da es eine „sehr komplizierte Verknüpfung zwischen persönlicher und behördlicher Verantwortung ist“. Herr Dr. Pantijelew wünscht sich daher ein Vorbild, jemand, der/die den ersten Schritt wagt und zu Verantwortung des Unternehmens steht. „[Der] erst beste Mann, der dafür geeignet ist […]“ wäre seiner Meinung nach Herr Kühne, dieser könnte im Gegensatz zu seinem Schweigen für Frieden in Bezug auf das Thema Arisierung sorgen.

Bremen und Arisierung, wo ist da der Zusammenhang?

Das Land Bremen hat während der Zeit des Nationalsozialismus eine aktive Rolle zur Arisierung übernommen, da sie gleichzeitig über einen Hafen verfügt und von Haus aus eine Logistik-Stadt ist. Damals wie heute hat das drittgrößte Logistikunternehmen der Welt, Kühne + Nagel, einen Sitz in Bremen und während des Nationalsozialismus wahrscheinlich sehr von der Arisierung profitiert. Das Bundesland hatte daher eine zentrale Rolle bei dem Abtransport der westeuropäischen jüdischen Eigentümer. Genaue Auskünfte dazu gibt das Unternehmen nicht bekannt. Des Weiteren bekennt es sich nicht zu seiner schwierigen Geschichte, denn auch Kühne + Nagel hat vor dem Nationalsozialismus einen jüdischen Anteil gehabt. Adolf Maass (geboren 9. Oktober 1875 in Borgholzhausen; gestorben vermutlich Anfang 1945 in Auschwitz) verfügte über einen Aktienanteil von 45%. Er wurde jedoch aus dem Unternehmen gedrängt und 1942 deportiert, sein Tod folgte circa 1945 im Konzentrationslager Auschwitz.

Welche Rückschlüsse können wir daraus ziehen?

Die letzten Zeitzeugen werden in den kommenden Jahren nicht mehr da sein, um uns an das Geschehene zu erinnern. Doch die Geschichte ist und bleibt ein Teil von uns. Wenn wir uns als Gesellschaft in Deutschland nicht mit ihr befassen, dann fehlt uns etwas. Uns sollte bewusst werden, dass die Vergangenheit wertvolle Lektionen lehrt. Indem wir sie ignorieren, machen wir sie nicht ungeschehen. Ein Grund mehr, uns mit unserer Geschichte zu befassen und Lehren aus ihr zu ziehen. So können vergangene Fehler vermieden werden und Vorurteile verschwinden – fast von selbst.

Was wäre das für eine Gesellschaft!? Vielleicht eine, bei der ein Polizeiaufgebot, wie es bei der Einweihung des Mahnmals zur Arisierung in Bremen, überflüssig wäre.

 

1. Das Wort Entjudung sollte nicht verwendet werden, da es zum NS-Vokabular gehört.

Stopp des Zigarettenverkaufs für zukünftige Generationen

In Großbritannien wurde gerade ein neuer Plan von dem Prime-Minister vorgeschlagen. Dieser schlug vor, Menschen, die nach 2008 geboren wurden, niemals an das Rauchen heranzuführen. Das würde durch eine annuale Erhöhung der Altersbeschränkung erreicht werden. Doch was sind die Risiken einer solchen Beschränkung, gibt es Erfolgschancen und würde sich so ein Vorgehen nicht auch für Deutschland anbieten?

 

Die Risiken

Das Hauptrisiko ist, dass so ein Nährgrund für einen florierenden Schwarzmarkt geschaffen wird. In Bhutan wurde 2004 Rauchen illegalisiert (bis auf kleine Mengen, auf welche eine 100 % Steuer erlegt wurde). Die Folge davon war, dass sich ein Schwarzmarkt bildete und selbst unter den Jugendlichen im Jahr 2006 nur 10,6 % noch keine Tabakwaren konsumiert hatten, welche von jenem Schwarzmarkt vermarktet wurden. (Q1)

Ist so ein Vorhaben überhaupt durchsetzbar, wie stehen die Chancen?

Häufig wird als Argument gegen eine Tabakbeschränkung die hohen Steuereinnahmen genannt, welche doch einen positiven Effekt auf Deutschland haben. Doch, ist dem wirklich so? Laut einer Studie von Tobias Effertz (Universität Hamburg) aus dem Jahr 2018 betragen die direkten Kosten des Staates durch Tabakwaren 30,23 Milliarden Euro (davon 27,31 in medizinischen Kosten) hierbei wurden die Steuereinnahmen von 14,3 Milliarden Euro schon gegengerechnet. (Q2)

Deutschlands Lage in der Diskussion

In der Europäischen Union sind Zigaretten relativ stark versteuert, laut der EU müssen Mitgliedsstaaten einen Steuersatz von circa 60 % des Kaufpreises erheben, diese 60 % werden von Deutschland um 9,3 % überstiegen, was aber im Vergleich zu der restlichen EU relativ gering ist. (Q3 & Q4). Deutschland bewegt sich momentan in die Richtung gegen Tabak, so wurde 2020 die Außenwerbung von Tabakprodukten illegalisiert (außer an sogenannten “Points of Sales” (Orte, welche Tabak vermarkten)) (Q5), aber Deutschland ist noch sehr weit von einem Verkaufsstopp entfernt, auch wenn die Anzahl an Rauchern stetig sinkt. Deutschland hat im globalen Vergleich relativ viele Raucher, so lag der Prozentsatz von Rauchern in Deutschland bei 23,8 % leicht über dem globalen Durchschnitt von 22,3 %. (Q6 & Q7)

Die Tabakindustrie Deutschlands

Die Tabakindustrie in Deutschland hat einen Gesamtumsatz von 12,4 Mrd. Euro erwirtschaftet (Q8), die Giganten in der deutschen Industrie sind die US-amerikanische Altria-Tochter Philip Morris (Marlboro, L&M), die deutsche Imperial-Tobacco-Tochter Reemtsma (R1, West, Gauloises) und der britische Hersteller British American Tobacco (Lucky Strike, HB, Pall Mall), welche sich über 80 Prozent des Marktes teilen. Auch hat Deutschland Tabakwaren im Wert von 3,13 Milliarden im Jahr 2021 exportiert und Waren im Wert von 3,32 Milliarden importiert (Q9).

 

Quellen

Q1: https://cdn.who.int/media/docs/default-source/ncds/ncd-surveillance/data-reporting/bhutan/bhu_gyts_report_2006.pdf?sfvrsn=da72987_1&download=true

Q2: https://www.bundestag.de/resource/blob/765190/19cef3f721d1f7b9a02a24b437e64d86/02-Effertz-data.pdf

Q3: https://taxation-customs.ec.europa.eu/taxation-1/excise-duties/excise-duties-tobacco_de

Q4: https://taxfoundation.org/data/all/eu/cigarette-tax-europe-2023/

Q5: https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/presse/detail/bundesrat-beschliesst-verbot-der-tabakaussenwerbung/

Q6: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen#:~:text=In%20Deutschland%20rauchen%20insgesamt%2023,in%20der%20Raucherquote%20zu%20beobachten.

Q:7 https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/tobacco#:~:text=Around%2080%25%20of%20the%20world’s,(WHO%20FCTC)%20in%202003.

Q8: https://de.statista.com/themen/45/tabak/

Q9: https://oec.world/en/profile/bilateral-product/tobacco-substitutes-424/reporter/deu?redirect=true

 

 

Kleben und kleben lassen?

Jeder kennt sie, denn kaum jemand vor ihnen wurde allein durch Sekundenkleber verurteilt. Die letzte Generation ist für ihre Proteste durch Straßenblockaden oder das Beschmieren öffentlicher Kulturgüter bekannt. Das Bündnis aus deutschen und österreichischen Klimaaktivisten wurde erstmals durch die BILD-Zeitung als „Klimakleber“ abgestempelt – ein Name, der sich europaweit bewahren sollte. Wieso sind die Klimakleber jedoch problematisch? Kämpfen sie nicht etwa für einen guten Zweck?

Der Name der letzten Generation soll betonen, dass diese Generation die letzte ist, die gegen die Klimakrise noch etwas bewirken kann. Die letzte Generation führt ihre Proteste in Form von zivilem Ungehorsam aus. Vereinfacht gesagt: Sie wollen ihre Anliegen friedlich und gewaltlos an die Öffentlichkeit tragen. Darunter verstehen sie das Festkleben auf befahrenen Straßen oder Flughäfen, um den Verkehr zu blockieren. Darüber, ob solche Aktionen friedlich und nicht etwa terrorisierend gegenüber dem normalen Bürger sind, lässt sich streiten. Laut einer Umfrage empfindet nur ein Achtel der deutschen Bürger die Klebe-Aktionen der letzten Generation als gerechtfertigt. Die Klimakleber selbst äußerten, dass ihnen das Kleben keinen Spaß mache, jedoch erachten sie es als notwendig, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen.

So fordert dieses Bündnis der Klimaaktivisten von der Regierung folgendes: das Einhalten des Pariser Übereinkommens und das 1,5-Grad-Ziel. Außerdem wünschen sich die Klimakleber die Gründung eines sogenannten „Gesellschaftsrats“.

Dieser Gesellschaftsrat soll sich an dem existierenden Bürgerrat orientieren und sich aus 160 Bürgern und Bürgerinnen zusammensetzen. Auf der Webseite der letzten Generation wird die Zusammensetzung folgendermaßen beschrieben: „Er setzt sich aus zufällig gelosten Menschen zusammen, die die Bevölkerung Deutschlands nach Kriterien wie Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss und Migrationshintergrund widerspiegeln sollen.“

Ein derartiger Gesellschaftsrat würde einige neue Problematiken eröffnen. Der Soziologe Dieter Rucht spricht in einem Gastbeitrag in der Zeit von purem Idealismus. Deutschland sei ein souveräner Staat, wodurch die Ergebnisse des Gesellschaftsrats rasch abgelehnt werden könnten – er könnte rein gar nichts bewirken. Außerdem soll dieser Gesellschaftsrat aus der Kasse des Bundestags finanziert werden. Dadurch würde die Politik mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit großen Einfluss auf die Entscheidungen ausüben. Das Ziel von bürgerlicher Partizipation wäre verfehlt. Des Weiteren würden die meisten der ausgelosten Menschen die Teilnahme höchstwahrscheinlich ablehnen, weil sie bereits durch ihren Beruf und ihr Privatleben ausreichend um die Ohren haben. Nicht zu vergessen, dass 160 Bürger und Bürgerinnen nicht als repräsentativ für über 80 Millionen Menschen gelten können.

Eine einzige Klima-Klebe-Aktion nimmt mehrere Stunden in Anspruch, da die Polizei jedes Mal erscheinen muss. Dadurch wird auch der Verkehr sehr lange aufgehalten. Genervte Stimmen in den sozialen Medien und in der Gesellschaft fordern, dass die Klimakleber, einfach kleben gelassen werden sollen. Sie entscheiden sich dazu, sich festzukleben, dann müssen sie auch mit den Konsequenzen leben. Viele wissen nicht, dass die Polizei verpflichtet ist, die Klimakleber vor potenziellen Gefahren zu schützen. Zu solchen Gefahren zählen Angriffe, gesundheitliche Schäden durch extreme Temperaturen und das An- und Überfahren werden. Kleben lassen wäre demnach ordnungswidrig.

Vor rechtlichen Konsequenzen können die Klimakleber nicht geschützt werden. In Bayern folgt auf Straßenblockaden mehrtägige Präventivhaft. Allgemeingültig können wegen des Klebens sowohl Freiheitsstrafen als auch Geldstrafen verhängt werden.

Der Zweck der Klebe-Proteste ist selbstverständlich richtig, jedoch erreicht die letzte Generation das Gegenteil von einem stärkeren Umwelt- und Klimabewusstsein. Wer will sich denn noch für das Klima einsetzen, wenn die Aktivistenbündnisse sich entweder, wie Fridays for Future, an der Seite der Terroristengruppe der Hamas positionieren oder die Bürger während eines stressigen Arbeitstages durch Sekundenkleber belästigen? Eins steht fest: Klimaaktivismus geht anders, denn unsere Demokratie lässt sich nicht erpressen!

 

Die Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen: Chancen, Herausforderungen und neue Möglichkeiten.

Fast jeder hat schon einmal davon gehört. Das bedingungslose Grundeinkommen ist seit vielen Jahren immer wieder ein wichtiges Thema in der Politik. Ist es nur ein Weg, um Arbeit unattraktiver zu machen? Oder wäre es ein wichtiger Schritt, um finanzielle Ungleichheiten zu bekämpfen?

Die finanzielle Lage von vielen deutschen Bürgern wird laut dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband immer schlechter. Viele Bürger haben nicht einmal mehr genug Geld für die Miete einer kleinen Wohnung. Wie auch, mit einem Mindestlohn von 12 Euro? Gerade durch die Nachfolgen von Corona haben sehr viel mehr Menschen finanzielle Probleme als noch vor fünf Jahren. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen will man diesem Problem entgegenwirken, indem jeder Mensch in Deutschland monatlich “bedingungslos” eine festgelegte Summe an Geld erhält. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen würden die Arbeitslosen- und Sozialgelder sowie das Kindergeld abgelöst werden. Finanzieren würde man dieses Grundeinkommen durch neue Steuern, welche jeder Bürger mit einer Einkommensquelle zahlen müsste. Wie viel Geld jeder Bürger genau abgeben müsste, hängt von der Höhe des Bruttoeinkommens ab. Menschen mit einem sehr hohen Bruttoeinkommen müssten mehr Geld in diese Steuern zahlen, als sie am Ende durch das bedingungslose Grundeinkommen zurückbekommen würden. Menschen mit einem geringen oder gar keinem Einkommen würden hingegen mehr Geld bekommen als sie vorher in Steuern gezahlt haben. In Deutschland würden so 83% der Bürger am Ende mehr Geld in der Tasche haben. Durch dieses System würde mehr soziale Gerechtigkeit geschaffen werden.

Allerdings wird in politischen Diskussionen häufig die Befürchtung aufgeführt, dass viele Menschen mit einem Grundeinkommen aufhören würden zu arbeiten. Die Idee der “Faulen Schmarotzer“ sei katastrophal für das Industrieland Deutschland. Mit weniger Mitarbeitern würden Unternehmen natürlich auch weniger Umsatz machen. Dies könnte bei vielen Unternehmen sicherlich zum Bankrott führen. Auch wenn sich diese Theorie beängstigend anhört, müsste sich wohl bei der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens keine Sorgen gemacht werden, denn Befragungen des Meinungsforschungsinstituts Demoscope zeigen, dass über 90% aller Befragten sagen, dass sie trotz der Bereitstellung eines bedingungslosen Grundeinkommens weiter arbeiten würden. Außerdem zeigen aktuelle Forschungen, dass eine angemessene Entlohnung sogar die Arbeitsmoral steigern kann.

Eine weitere Befürchtung ist, dass durch ein bedingungsloses Grundeinkommen Jobs, welche aufgrund ihrer Gefährlichkeit oder hohen Belastung unbeliebt sind, nicht mehr genügend ausgeführt werden würden. Diese Sorge ist durchaus gerechtfertigt, da wir in einer Gesellschaft leben, in dem jeder Beruf eine wichtige Rolle spielt . Allerdings sollte es ein Weckruf für politisch Verantwortliche sein, dass, wenn Menschen aufgrund von mehr finanziellen Mitteln die Möglichkeit haben, unbeliebte Arbeit abzulehnen, diese Arbeit besser zu entlohnen. Dies würde vermutlich auch Berufe mit geringer Nachfrage, wie Tätigkeiten in der Pflege, interessanter machen. Außerdem würde dies auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken und mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt schaffen.

Bis es nun vielleicht irgendwann soweit ist, wird es noch ein langer Weg sein. Es werden sicherlich noch viele hitzige politische Debatten stattfinden und das Thema wird immer wieder in den Medien vertreten sein. Es lässt sich dennoch festhalten, die Befürchtung hinsichtlich eines Verlustes der Arbeitsmotivation durch das bedingungslose Grundeinkommen ist zwar präsent, allerdings deuten Umfragen darauf hin, dass die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin einen Sinn in der Arbeit sieht. In Anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage in Deutschland, erscheint das bedingungslose Grundeinkommen als ein mögliches Mittel um gesellschaftliche Probleme zu bekämpfen und um Deutschland ein Stück gerechter zu machen.

Schulnoten: Fluch oder Segen

Ziffernnoten gehören zum Schulalltag wie Pausenbrote, Aufsätze und Schulkantinen. Doch seit einigen Jahren wird das System von Noten hinterfragt. Ist es gerecht, dass allein Zahlen über die Zukunft von Schülern entscheiden?

Gegner des Notensystems argumentieren schon immer, dass es ziemlich unfair sein kann, wie Lehrkräfte ihre Noten vergeben. Denn in uns Menschen laufen ständig unbewusste psychologische Prozesse ab. So korrigiert eine Lehrkraft wahrscheinlich die Arbeit einer guten Schülerin unbewusst mit einem Bonus im Hinterkopf – oder eine durchschnittliche Arbeit wird nach der Korrektur von einigen schlechten Arbeiten besser bewertet als sie es sollte. Außerdem besteht die Angst, dass nicht alle die gleichen Chancen haben: Eine Studie der Bildungsforschung im Jahr 2011 zeigte, dass Arbeiterkinder bei gleicher Testleistung schlechter bewertet wurden als Kinder von Akademikern. Wobei es jedoch fraglich ist, ob die Lehrer von den Berufen der Eltern wissen.

In der Politik positionieren sich Parteien wie die SPD, die Grünen oder die Linken klar gegen Ziffernnoten, da sie die Meinung vertreten, dass der Lerneffekt durch Noten nur sehr kurz sei. Laut der SPD-Bürgerschaftskandidatin Selin Ece Arpaz lernen die Schüler nur „um die Informationen dann anschließend bei Klausuren auszukotzen“. Die CDU und die FDP hingegen befürworten das Schulnotensystem, da Schulen verpflichtend eine Leistungsauswahl treffen müssen, wozu sich Ziffernnoten am besten eignen.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Wer sich ausreichend anstrengt, vollbringt gute Leistungen und wird dafür belohnt. Zudem entscheidet der Notendurchschnitt über den Zugang zu Universitäten und Hochschulen – und nicht etwa der soziale Status. Das Auswahlsystem wird dadurch nachvollziehbar und gerecht. Eine Studie der Universität Stuttgart-Hohenheim bewies, dass AbiturientInnen mit einem guten Durchschnitt auch später im Studium gut abschnitten.

Die Bürgerschaftskandidatin der Grünen, Franziska Tell, äußerte, dass Ziffernoten nur existieren würden, weil es an den Universitäten nicht ausreichend Studienplätze gebe. Doch solange es nicht mehr Universitäten oder Studienplätze gibt, braucht man Ziffernnoten. Denn Noten fassen Informationen in Zahlen zusammen, die für Eltern und Schüler auf einem Blick verständlich sind – dadurch wird ihnen genau vermittelt, wo sie stehen. Neben den Ziffernnoten haben sich bereits andere Möglichkeiten wie Zeugnisse mit Kreuzen oder Fließtexten entwickelt. Bei solchen Zeugnissen besteht jedoch immer die Gefahr, dass negative Aspekte verschönert werden und sie somit den eigentlichen Stand nicht mehr vermitteln. Viele Experten glauben jedoch: Niemand mag Misserfolge, doch sie gehören zum Leben und umso früher Kinder mit ihnen in Kontakt kommen, desto einfacher werden sie es später im weiteren Leben haben.

 

Anmerkung der Chefredaktion: Durch einige Probleme mit der Website konnte dieser Artikel online erst später erscheinen als geplant.

Die Causa Aiwanger – Flugblätter als Tatbestand

In den letzten Wochen beschäftigte dieses Thema die deutschen Medien besonders – die Aiwanger-Affäre. Der Parteikandidat der Freien Wähler in Bayern, Hubert Aiwanger, steht im Mittelpunkt und jede Talkshow, die etwas auf sich hält, arbeitet sich an diesem Thema ab.

Doch was ist passiert? Wir müssen für diesen Skandal 35 Jahre in die Vergangenheit blicken. Der Schuljunge Aiwanger ist auf dem Burkhart-Gymnasium angekommen. Doch es läuft nicht alles, beim heutigen Demokraten, wie es heute läuft: Aiwanger ist laut eines ehemaligen Mitschülers zu dieser Zeit ein Junge, der stark rechter denkt als heute. Hitlergrüße und Judenwitze seien normal für den damaligen Elftklässler – sogar beim Besuch des Konzentrationslagers Dachau. Die stark nationalsozialistisch geprägte Ausrichtung des damaligen Aiwangers habe bei Mitschülern für Aufsehen gesorgt. Aiwanger sei immer extremer geworden, bis seine Radikalisierung ihren Höhepunkt erreicht: Er soll Flugblätter mit rechtsextremem Inhalt verfasst und verteilt haben.

In ihnen wird der Holocaust verharmlost und Gewalt mit Mordabsichten gegen „Vaterlandsverräter“ geäußert, bei denen es Fallbeil, Genickschüsse und den Aufenthalt in den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz zu “gewinnen” gibt.  Schon dies ist aus der Sicht vieler Menschen unverzeihlich, doch der Umgang mit diesem Kapitel seiner Jugend sorgt für die wohl größte Empörung unter dem Volk: Aiwanger leugnet das Verfassen eines solchen Flugblattes und droht sogar mit juristischen Schritten gegen Personen, die ihm dies vorwerfen sollten. Schon bald gibt sich sein Bruder als Verfasser des Flugblattes zu erkennen. Doch viele zweifeln: Söder stellt ihm 25 Fragen, denen Aiwanger größtenteils ausweicht. Und erstaunlicherweise gelingt es Aiwanger, diese Flugblatt-Affäre größtenteils hinter sich zu lassen, er steigert sogar die Wahlwerte seiner Partei. Doch noch ist es nicht vorbei: Die Bayern-Wahl steht an und Aiwanger wird sich vermutlich im Wahlkampf noch öfter seiner nationalsozialistischen Vergangenheit stellen müssen.

Die G8/G9-Debatte: Ein Blick auf Deutschlands Gymnasialsystem

Die Debatte um das richtige Schulsystem am Gymnasium beschäftigt Deutschland seit vielen Jahren. Doch während einige Bundesländer am achtjährigen Modell (G8) festhalten, haben andere den Schritt zurück zum neunjährigen Gymnasium (G9) gewagt. Der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern beider Modelle ist nach wie vor lebendig und wirft wichtige Fragen über den Bildungsweg unserer Schüler/innen auf. Doch bevor man sich mit der G8- und G9-Thematik auseinandersetzt, sollte man erstmal erfahren, wie eigentlich entschieden wird, wer wohin kommt? Dazu gibt es mehrere Faktoren. Einmal spielt der Wohnort eine wichtige Rolle, da bevorzugt Kinder aus dem näheren Umfeld der Schule angenommen werden.

 

Doch ein weiterer Faktor ist, ob das Kind eine Gymnasialempfehlung hat. Diese werden von der Grundschule an akademisch überdurchschnittliche Kinder gegeben. Die Grundidee, dass Kinder irgendwie eingeteilt werden, damit ihr Lerntempo berücksichtigt werden kann, ist durchaus verständlich. Allerdings fördert diese Maßnahme auch die weitere Separation der Gesellschaft, da die Schüler praktisch schon im Durchschnittsalter von zehn Jahren separiert werden, entweder auf das sozial stärkere Gymnasium oder die Oberschule.

Gegenüberstellung des G8- und G9-Systems

Das Hauptargument der G9-Befürworter/innen ist das erhöhte Stressniveau in einem G8-System, welches auch statistisch belegbar ist. Eine andere Studie hat einen leistungsbedingten Unterschied in der Konzentration von Cortisol (Stresshormon) bei G8-Schüler/innen gefunden, was G9-Schüler/innen nicht aufwiesen. (Q1) (Q2)

Hierbei ist auch interessant, dass in einem G8-System gerade die Mädchen (im Vergleich zu Jungen) ein höheres Stressniveau aufweisen. Dies lässt sich aber auch in Kausalität zu dem generell höheren durchschnittlichen Stresslevel bei Mädchen nach Beginn der Pubertät erklären, was durch die Depressionsrate durch Stress zu beobachten ist. Die erschreckende Erkenntnis hier ist, dass Mädchen im Schnitt doppelt so viele Depressionen wie Jungen haben. (Q2)

Für das G8-Prinzip spricht, dass man im Schnitt früher die Schule abschließt. Auch hier muss man beachten, dass das keinesfalls ein Jahr ist, da unter G8 die Wiederholungsrate in der Oberstufe ansteigt. So kann man beobachten, dass das Durchschnittsalter der G8-Abiturienten 10,3 Monate jünger ist als das der G9-Abiturienten.

Man sollte an dieser Stelle auch nochmal darauf eingehen, dass das G8-System auch Kosten einspart, da der Durchschnittsschüler 7666 € für die 10,3 Monate beansprucht, die im G8-System nicht anfallen. (Q3) (Q4)(Q5)

Die gesellschaftliche Absicht des G8- und G9-Systems ist auch nicht zu ignorieren, das G8-System bietet einen früheren Arbeitseinstieg für Schüler/innen an.

Dieser Ansatz soll der Alterung der Arbeiterschicht und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Doch Kritiker sehen verständlicherweise das Problem, dass die Bildungspolitik keine Malheure aus anderen Politikzweigen auffangen sollte und dies keine nachhaltige Entscheidung sei.

Wenn man die inhaltlichen Leistungen der Schüler/innen innerhalb des G8-Systems mit denen von G9-Schüler/innen vergleicht, fällt einem auf, dass diese sich gar nicht so stark unterscheiden. Nur die Leistungen im Fach Englisch sind im G9-System leicht stärker. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die englische Sprache wegen der wenigen Zeit in der Freizeit und im Unterricht nicht mehr so ausführlich praktiziert wird. (Q6)(Q7)

Persönliche Meinung

Meiner Meinung nach ist es keinesfalls schlecht, die Möglichkeit zu geben, das G8-System zu durchlaufen, auch wenn dies im Schnitt zu mehr psychischen Problemen und Wiederholern führt. Solange das den Schüler/innen bewusst ist, finde ich das G8-System nicht verwerflich. Eine Idee wäre zum Beispiel, ein kleines Seminar kurz vor der Schulwahl in der vierten Klasse zu verpflichten, um über die Schulsysteme aufzuklären.

Allerdings ist das jetzige System schlecht, da das Gymnasiastendasein häufig als Qualität eingestuft wird. Was wiederum dazu führt, dass Kinder sich bewusst in eine schwierige Lage bringen, um diesen Status zu erreichen.

Wir sollten also weggehen von einer Assoziation einer Schulart mit einer Qualität oder einem Status und hin zu einem selbstbestimmten Bildungssystem mit möglichst wenig Außeneinfluss. Wie zum Beispiel durch Eltern oder das Ansehen der Schule und Schüler/innen. Auch ohne eine solche Separation wie durch die Gymnasialempfehlung sollte die Schulwahl geschehen.

 

Quellen

Q1  https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0167629619303467?via%3Dihub

Q2 https://www.forschungsmonitor-schule.de/print.php?id=16

Q3 https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0191886910002060?via%3Dihub

Q4 https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.502825.de/15-18-1.pdf

Q5 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_082_217.html

Q6 https://www.stiftung-mercator.de/content/uploads/2020/12/Verkuerzung_der_Gymnasialzeit_in_Deutschland_Stiftung_Mercator.pdf

Q7 https://uni-tuebingen.de/uploads/media/2015-04-20_Studie_Konsequenzen_der_G8-Reform.pdf

Hausaufgaben abschaffen: Entlastung der Schüler oder Bildungsverlust?

Eine kontroverse Debatte entfacht sich über den Wert und die Notwendigkeit von Hausaufgaben in der heutigen Bildungslandschaft.

 

In den letzten Jahren hat die Frage, ob Hausaufgaben einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg von Schülern haben oder ob sie lediglich eine überflüssige Belastung darstellen, an Bedeutung gewonnen.

Die Befürworter der Abschaffung argumentieren, dass Hausaufgaben eine unverhältnismäßige Belastung für Schüler darstellen. Sie betonen, dass Kinder und Jugendliche bereits in der Schule genug Zeit mit Lernen und Unterricht verbringen und ihnen nach einem anstrengenden Schultag Raum für Entspannung und Freizeitaktivitäten gegeben werden sollte.

Darüber hinaus wird argumentiert, dass viele Schüler außerschulische Aktivitäten wie Sport, Musik oder ehrenamtliche Arbeit haben, die ihnen helfen, ihre Talente und Interessen zu entwickeln. Hausaufgaben können jedoch diese Aktivitäten beeinträchtigen und zu Stress und Erschöpfung führen.

Ein weiterer Aspekt, der von den Gegnern der Hausaufgaben hervorgehoben wird, ist die Ungleichheit, die durch die Vergabe von Hausaufgaben entstehen kann. Nicht alle Schüler haben zu Hause die gleichen Ressourcen oder Unterstützung, um die Aufgaben erfolgreich zu erledigen. Dies führt zu einer Kluft zwischen denjenigen, die Hilfe von ihren Eltern oder Nachhilfelehrern erhalten können, und denjenigen, die diese Unterstützung nicht haben. Durch die Abschaffung der Hausaufgaben könnten Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit in der Bildung gefördert werden.

Auf der anderen Seite argumentieren die Befürworter der Hausaufgaben, dass sie eine wichtige Rolle bei der Vertiefung des im Unterricht erlernten Wissens spielen. Hausaufgaben bieten Schülern die Möglichkeit, das Gelernte zu üben, zu festigen und anzuwenden. Sie fördern auch die Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und das Zeitmanagement der Schüler, indem sie ihnen helfen, ihre Arbeitsgewohnheiten zu entwickeln. Zudem ermöglichen Hausaufgaben den Lehrern, den Lernfortschritt der Schüler zu überprüfen und individuelle Unterstützung anzubieten.

Ein weiterer Punkt, der von den Befürwortern der Hausaufgaben angeführt wird, ist die Vorbereitung der Schüler auf die Anforderungen des späteren Lebens. In vielen Berufen und im Hochschulstudium ist es notwendig, eigenständig zu arbeiten und Aufgaben außerhalb der regulären Arbeitszeit zu erledigen. Hausaufgaben könnten daher als eine Art Training dienen, um Schüler auf diese Realität vorzubereiten.

Angesichts dieser kontroversen Standpunkte bleibt die Frage bestehen, ob Hausaufgaben wirklich abgeschafft werden sollten. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, das Konzept der Hausaufgaben zu überdenken und alternative Methoden zu finden, um den Lerneffekt zu erreichen, ohne die Schüler zu überlasten. Flipped-Classroom-Ansätze, bei denen Schüler das Lernen zu Hause vorbereiten und im Unterricht anwenden, könnten beispielsweise eine Möglichkeit sein, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.

Projektarbeiten im KI-Zeitalter: Wie ChatGPT das Schulwesen für immer verändert

Künstliche Intelligenzen (KIs) haben in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle im Bildungsbereich eingenommen. Insbesondere bei der Erstellung von Projektarbeiten setzen immer mehr Schülerinnen und Schüler auf die Unterstützung von KIs. Doch während einige dies als innovative Hilfe begrüßen, gibt es auch Stimmen, die sich kritisch äußern. Denn immer öfter kommt es vor, dass KIs Projektarbeiten komplett selbstständig verfassen – ohne dass die Schülerinnen und Schüler dabei aktiv beteiligt sind. In diesem Artikel soll es darum gehen, warum Lehrer diese Entwicklung kritisch sehen und welche Auswirkungen dies auf die Schülerinnen und Schüler hat.

Wenn ich euch sagen würde, dass die Einleitung von ChatGPT geschrieben worden wäre, würde es vermutlich keinen wirklich verwundern. Chatbots wie ChatGPT sind zu einem Teil unseres Alltags geworden. Wenn man schnell ein paar Informationen braucht – ChatGPT fragen. Wenn man noch schnell die Hausaufgaben machen muss – ChatGPT das Thema geben und den generierten Text in die Notizen übertragen. Selbst wenn man jemanden zum Schach spielen braucht, kann man dies mit ChatGPT machen. Man merkt, dass die KI uns in vielen Lebenssituationen hilft und teilweise schon nicht mehr wegzudenken ist.

So auch bei den Projektarbeiten. Gibt man ChatGPT ein Thema und schreibt, dass man eine mehrseitige Projektarbeit braucht, so generiert ChatGPT diese. Obwohl es ein Wörterlimit gibt, kann man dieses einfach umgehen, indem man den Befehl „Schreib weiter“ gibt. So entstehen innerhalb von ein paar Minuten mehrere Seiten, die Verwechslungsgefahr mit echten Seiten aus echten Projektarbeiten haben.

Doch nicht alles, was ChatGPT generiert, entspricht vollkommen der Wahrheit. Häufiger schleichen sich Fehlinformationen in die Texte ein und manchmal verwechselt ChatGPT ganze Themen miteinander.

Ob man eine Hausarbeit komplett mit ChatGPT schreiben lassen kann, ließ der Uniprofessor Scott Graham im September 2022 testen. Er gab seinen Studierenden auf, einen Aufsatz zu schreiben, der vollständig von ChatGPT generiert sein musste. Nur kleine Änderungen durften die Studenten am fremden Text vornehmen. Alle abgegebenen Texte seien laut Graham „nicht gut“ gewesen. Zu „The Register“ sagte er: „Man kann nicht einfach einen Knopf drücken oder eine kurze Eingabeaufforderung einreichen und einen fertigen Aufsatz erhalten“.

Ein Problem, auf das viele Schüler stoßen, wenn sie einen Text generieren lassen, sind fehlende Quellenangaben. Doch dieses Problem ist auch einfacher zu beheben, als man denkt. Gibt man ChatGPT den Befehl „Gib mir Quellen für den obigen Text an“ werden einem Quellen generiert. Wenn man diese nun übernimmt, sollte man hoffen, dass diese nicht von einem Lehrer oder anderem Schüler überprüft werden. Eines der gravierendsten Makel des Chatbots sind die selten bis gar nicht funktionierenden Quellenangaben. Zwar werden Links zu Webseiten generiert, funktionieren tun diese aber selten.

Die Lösung zu dem Problem könnte folgendermaßen aussehen: Ab dem nächsten Jahr wird vermutlich ein praktischer Teil in der Projektarbeit vonnöten sein. Dies bedeutet, dass es inzwischen nicht mehr ausreicht, die Projektarbeit zu einem theoretischen Thema zu machen, da die Recherche und das Schreiben des Textes nun von Chatbots übernommen werden kann. Ein praktischer Anteil kann (noch) nicht von einer KI generiert werden. So ergibt der Entschluss, die Projektarbeit zu verändern, in meinen Augen Sinn.

Doch wie lange wird das noch so funktionieren? KIs sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Wozu sie in fünf oder zehn Jahren fähig sein werden, kann man sich heute vermutlich nicht mal ausdenken. Zu Recht warnen Forscher vor der Gefahr durch künstliche Intelligenzen und die Vernachlässigung unserer Pflichten, die wir lieber in fünf Minuten mit KI, statt mit Sorgfalt machen. Die Menschheit überlässt immer mehr Pflichten und Aufgaben den KIs und Computern. Die Forschung treibt das Problem immer weiter voran, dabei wird außer Acht gelassen, welchen negativen Einfluss dies auf die Menschheit hat.

Nürnberg – Stadt der Reichsparteitage

Wenn eine Stadt das Dritte Reich präsentieren sollte, so war dies Nürnberg. Massenveranstaltungen, die sogenannten Reichsparteitage der NSDAP, mit teilweise über 500.000 Besuchern demonstrierten die Größe und Geschlossenheit des Deutschen Reiches. Doch Nürnberg zeigt auch andere Seiten.

 

Vom 03.05. bis 05.05.2023 reiste der Geschichtsgrundkurs von Frau Hankel in Begleitung von Frau Küpke nach Nürnberg, mit der Intention wichtige Stätten der Vorkriegspropaganda sowie der Aufarbeitung der Geschehnisse zu besichtigen. Das Programm umfasste dabei vor allem die Besichtigung des Reichsparteitagsgeländes sowie des Memoriums. Letzteres geschah in Form einer Führung bereits am Mittwoch kurz nach der Ankunft. Das Memorium stellt hierbei den zentralen Ort der Aufarbeitung der im Nationalsozialismus begangenen Kriegsverbrechen dar. Die sogenannten „Nürnberger Prozesse“ sind dabei die ersten gerichtlichen Schritte gewesen, die auf internationaler Ebene vollführt wurden. Aus diesem Grund wurden neue rechtliche Grundlagen geschaffen, die die Basis für den heutigen internationalen Gerichtshof in Den Haag bilden. Für die Prozesse bot sich Nürnberg in zweierlei Hinsicht an. So war den westlichen Besatzungsmächten, insbesondere den USA wichtig, dass die Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher beziehungsweise die führenden Köpfe des ehemaligen Regimes nicht auf sowjetischem Boden ausgetragen werden würden. Grund hierfür war die Tatsache, dass die Sowjetunion sich dafür ausgesprochen hatte, die Entnazifizierung durch eine absolute Eliminierung der ehemaligen Eliten zu vollstrecken.

Die westlichen Mächte allerdings vertraten die Ansicht, dass ein fairer Prozess den Frieden auf Dauer besser sichern würde. Des Weiteren befand sich der im Krieg weitestgehend verschont gebliebene Justizpalast Nürnbergs in direkter Nähe zu einem Gefängnis, welches die Unterbringung der Angeklagten in unkomplizierter Art und Weise ermöglichte.

Die zweistündige Führung brachte dementsprechend spannende Erkenntnisse mit sich und beinhaltete zudem die Besichtigung des berühmten Saals 600, der für die Prozesse genutzt wurde. Da man den Saal jedoch nach Beendigung der Nutzung durch die Alliierten wieder umgebaut hatte, sind nur einige wenige Elemente noch im Original erhalten.

Nach der Besichtigung des Memoriums und dem anschließenden Essen begab sich der Geschichtskurs auf den Weg in die Altstadt Nürnbergs, die, wie sich herausstellte, durchaus etwas zu bieten hat. So war die Stadt zwar während des Krieges beinahe gänzlich ausgebombt, konnte jedoch stilvoll wieder aufgebaut werden, sodass die Altstadt nun aus einem lebhaften Gewirr aus verschiedenen Gassen, Märkten und Plätzen besteht.

Kongresshalle der NSDAP auf dem Reichsparteitagsgelände

Der Donnerstag begrüßte jeden Besucher mit Sonnenschein. Erste Sommermomente traten spätestens ein, als sich der Tag immer weiter in Richtung 20 °C und Sonnenschein zu entwickeln schickte. Bereits kurz nach dem Frühstück begab sich der Geschichtskurs zum Reichsparteitagsgelände, wo eine dreistündige Führung bevorstand. Das Reichsparteitagsgelände stellte zu Zeiten des dritten Reiches beziehungsweise zwischen 1933 und 1939 den Veranstaltungsort der Reichsparteitage dar, die innerhalb einer Woche die verschiedenen Organisationen des Reiches und der NSDAP präsentieren sollten. Dafür wurde ein riesiges Areal eingeplant, welches mit diversen Stadien und Plätzen den Handlungsspielraum der NSDAP beziehungsweise Deutschland zeigen sollte. Viele der Gebäude wurden jedoch nie beendet, da sie zum einen zu teuer und zeitaufwendig gewesen waren, um sie binnen kurzem fertigzustellen und zum anderen die beteiligten Arbeitskräfte nach dem Überfall auf Polen und dem anschließenden Kriegsbeginn eingezogen worden waren.

Nach diesen spannenden Informationen galt es den Rest des Tages zu genießen. Auch hier bot sich die Innenstadt mit ihren Märkten ideal an.

Für den letzten Tag, der ebenfalls sonnig begann und erst am Nachmittag in Bremer Nieselregen wechselte, stand die Besichtigung der Kaiserburg an, jener Burg, in der die Kaiser der beiden deutschen Reiche ausgerufen worden waren und die deshalb für Hitler als Symbol von großer Bedeutung gewesen war, unter anderem, weil sie das Konzept des „Dritten Reiches“ unterstrich.

Im Gegensatz zum Reichsparteitagsgelände wurde die Kaiserburg während der Kriegsjahre allerdings beinahe gänzlich zerstört und erst später wieder aufgebaut.

Nun neigte sich die Reise dem Ende zu. Mit der Bahn ging es trotz einiger Irritationen, aufgrund eines gesperrten Bahngleises sowie eines gesperrten Bahnhofes einigermaßen schnell wieder nach Bremen.

 

Wir bedanken uns bei Frau Hankel für die Organisation dieser tollen Fahrt und bei Frau Küpke für die Begleitung.