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Frau Korsch, wieso wollten Sie Vertrauenslehrerin werden?

Seit 2008 unterrichtet Katharina Korsch am Gymnasium Horn Deutsch und Sport. Seit dem Jahr 2024 ist sie mit 40,8% der Stimmen die neue Vertrauenslehrerin der Schule. Mit welcher Intention sie an die Sache herangeht und welche Ambitionen sie für das neue Amt hat, fragten wir sie in diesem Interview.

 

Seit wann sind Sie am Gymnasium Horn und welche Fächer unterrichten Sie?

Ich bin seit Mai 2008 am Gymnasium Horn und unterrichte Deutsch und Sport.

Seit dem neuen Jahr sind Sie Vertrauenslehrerin vom Gymnasium Horn. Sie haben die Wahl mit 40,8 Prozent der Stimmen gewonnen. Was denken Sie, warum Sie gewählt wurden?

lachend. Weil ich so ein lieber Mensch bin. Nein, ich weiß es nicht. Diese Frage gebe ich eigentlich lieber zurück. Warum junge Menschen mir vertrauen, können sie sich ja am besten selber beantworten. Ich würde mir selbst auch vertrauen und freue mich deswegen auch darüber, dass andere das auch tun.

Wieso haben Sie sich für das Amt der Vertrauenslehrerin aufstellen lassen?

Ich habe mich aufstellen lassen, weil ihr mich gefragt habt. Die erste Voraussetzung dafür, dass ich kandidiere, war, dass ich mich nicht selbst anbieten wollte. Ich finde es sinnvoller und netter, wenn Schüler selbst den Wunsch äußern, dass ich mich aufstellen lasse.

Warum finden Sie, dass Sie für das Amt geeignet sind?

Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen seit ungelogen über 30 Jahren fast täglich zusammen, also seitdem ich 19 Jahre alt bin. Ich habe schon so viele Kinder und Jugendliche in Kinder- und Jugendeinrichtungen betreut, dass ich ganz viele verschiedene Schicksale kennengelernt habe. Deswegen bin ich auch der Meinung, dass ich mich in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen gut einfühlen kann. Deshalb sehe ich mich da auch als geeignete Person.

Wo haben Sie denn vorher gearbeitet?

Einmal in einem Jugendfreizeitheim, das heißt die Bude in der Neuen Vahr Nord. Dann habe ich irgendwann im Freizeitheim Stackamp gearbeitet, was ein Brennpunkt ist. Es gab dort einen Sonderbereich, der Lückeprojekt hieß. Dort konnten junge Menschen leben zwischen zehn und fünfzehn leben, die dort hingekommen sind, weil sie zuhause niemand erwartet, weil sie kein Mittagessen vorfinden und sich eben generell nicht genug um sie gekümmert wird. Also habe ich mich um sie gekümmert. Der Job war fast noch fordernder als mein Beruf jetzt als Lehrerin, weil manche Menschen eben wirklich schlimme Schicksale mitgebracht haben. Das war auch erstmal begleitend zum Studium, weil ich mir natürlich auch mein Geld verdienen musste.

Dann haben Sie ja schon reichlich Erfahrungen mit Kindern. Was erwarten Sie denn von diesem Amt?

Eigentlich erwarte ich gar nichts. Ich bin einfach da, für alle die, die von mir etwas erwarten und sich mir öffnen möchten. Ich bin offen für alle, die ihre Probleme mit mir teilen möchten und dies nicht an anderer Stelle tun können.

Also haben Sie noch keine wirklichen Vorstellungen von dem, was da genau auf sie zukommt?

Nicht so wirklich. Ich habe mich schon einmal mit Frau Lührs zusammengesetzt, die mir auch direkt eine Broschüre zu dem Thema gegeben hat. Eine Erwartung ist, wo ich gerade über nachdenke, dass ich eng mit euch als Schülervertretung zusammenarbeiten werde. Ich gehe davon aus, dass wir in engem Kontakt sein werden und wir auch Projekte zusammen angehen können.

Meinen Sie, dass Sie die mit dem Amt verbundenen Aufgaben gut bewältigen können?

Ja.

Welche Erwartungen haben Sie dabei an sich selbst?

Meine Erwartung an mich selbst ist, den Schüler:innen gerecht zu werden. Natürlich auch in Punkten, wo das wirklich schwierig wird, weil es das System der Schule nicht so hergibt. Was ich mir als Aufgabe gesetzt habe, ist, mich für das Amt auch weiterzubilden. Ich werde nach Fortbildungen gucken, um das Amt so gut wie es geht ausführen zu können.

Was sind Ihre Ziele für das Jahr in Bezug auf Ihr neues Amt?

Die Fortbildungen sind ein Ziel von mir. Ein weiteres Ziel wäre, dafür zu sorgen, dass wir einen Raum bekommen, in dem wir uns ungestört mit Schüler:innen zurückziehen können, für ein Gespräch im Rahmen des Amtes. Darüber habe ich auch mit Frau Lührs gesprochen und wir waren uns einig, dass es so, wie es bisher ist, nicht gut ist. Der Glaskasten im Lehrerzimmer ist natürlich doof, weil man da für alle Lehrkräfte sichtbar ist. Der Horn Plus Raum wäre ein weitgehend ungenutzter Raum, der für die Zwecke sehr gut geeignet wäre.

Was wollen Sie in Ihrem Beruf als Lehrerin dieses Jahr anders machen als letztes Jahr?

Neujahrsvorsätze habe ich eigentlich nie. Ich bin mit meinem Leben wirklich zufrieden. Wenn mal Probleme auftreten, gehe ich sie direkt an. Ich kenne auch meine Schwächen.

Was sind denn Ihre Schwächen?

Meine Schwäche ist zum Beispiel, dass ich im Unterricht zu viel außerhalb vom Thema rede. Und dass ich mich immer selbst ablenke. Ich kann mir gut vorstellen, dass man mir früher, wenn es das damals schon gegeben hätte, ADHS oder ähnliches diagnostiziert hätte.

Was würden Sie am Gymnasium Horn verändern, wenn Sie es könnten?

Ich würde damit anfangen, den Unterricht später beginnen zu lassen. Dann würde ich gerne Lerninseln einführen. Das bedeutet, dass sich Kinder und Jugendliche zu gemeinsamen Themen in verschiedene Räumlichkeiten zurückziehen können und zusammen an Projekten arbeiten können.

Das sind aber leider Dinge, die sehr schwierig umzusetzen wären und wofür auch das Geld fehlt. Ich rede normalerweise nicht so gerne darüber, was ich in der Theorie verändern wollen würde, sondern ich versuche eigentlich immer, in dem Rahmen zu handeln, der vorgegeben wurde und ihn so weit auszudehnen, wie es geht.

Was sind denn Beispiele dessen, was Sie jetzt bereits tun?

Was ich gerne mache, ist im Deutschunterricht anstatt von schriftlichen Klassenarbeiten eher auf Arbeitsersatzleistungen zurückzugreifen, weil ich finde, dass manche in dieser schriftlichen Form versagen. Dann ist es nett, wenn sie ein Format finden, in dem sie auch mal glänzen können. Das heißt gar nicht, dass sie das schriftliche nicht lernen sollen, aber da gibt es auch andere Zeitpunkte für. Beispiele für solche Arbeiten sind, einen Film zu drehen oder ein Lesetagebuch zu erstellen. Das sind Maßnahmen, die man im Deutschunterricht gut umsetzen kann.

Wie haben Sie sich auf das Amt vorbereitet?

Noch gar nicht, bis auf das Gespräch mit Frau Lührs.

Mit welchen Themen kann man sich an Sie wenden?

Ich glaube mit allen Themen, wenn man möchte. So sehe ich mich als Vertrauenslehrerin. Was das Schulische betrifft sowieso: Wenn es Probleme zwischen Schüler:innen untereinander gibt oder welche zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen. Aber auch wenn es mal etwas Privates ist. Da sehe ich mich sogar noch ein bisschen mehr, weil ich immer denke, dass ich da ein gutes Glied bin, wenn man nicht alles mit seine:r Klassenlehrer:in oder Fachlehrer:in besprechen möchte. Und vor allem auch wer seine Probleme nicht mit den Eltern besprechen möchte, kann gerne zu mir kommen.

Ich bin zwar keine Psychologin, aber ich bin davon überzeugt, dass ich Kinder und Jugendliche in ihrem emotionalen Durcheinander gut betreuen kann.

Denken Sie, dass Sie bei allen Problemen selbst helfen können?

Nein, das wird ja nie so sein. Wenn ich aber ein Problem nicht bewältigen kann, dann verweise ich auf andere Stellen, die dafür gut geeignet sind. Dafür gibt es auch klare Richtlinien, was ich zu tun habe, wenn bestimmte Fälle auftreten. Wenn etwas beispielsweise in Richtung Suizid geht, dann ist der rechtliche Rahmen, dass ich das melden muss.

Wo findet man Sie und wie kann man Sie erreichen?

Man findet mich immer hier in der Schule außer montags im Moment. Erreichen kann man mich über itslearning. Das heißt nicht, dass ich alle fünf Minuten auf itslearning gucke, aber wenn man mich erreichen möchte, dann findet man mich.

Vielen Dank für das Interview.

 

 

Frau Preuschoff, bereuen Sie es, Schulleiterin geworden zu sein?

Seit November 2022 ist Tatjana Preuschoff Schulleiterin vom Gymnasium Horn. Sie vertritt die Schule nach außen hin und ist für alles verantwortlich, was an der Schule passiert. Sie setzt sich dafür ein, dass jeder Schüler und jede Schülerin am Schulalltag Spaß hat. Wie sie zu diesem Beruf gekommen ist, erzählt sie uns in diesem Interview.

 

Wie würden Sie sich vorstellen?

Hallo, ich bin Frau Preuschoff, die Schulleiterin vom Gymnasium Horn.

Was wollten Sie nach dem Abitur mit Ihrem Leben machen?

Ich wollte gerne etwas machen, wo ich Spaß dran habe. Und in der Schule hat sich herauskristallisiert, dass ich viel Spaß an Chemie und Biologie habe und ich auch gerne künstlerisch gezeichnet habe. Dazwischen bin ich hin und her geschwankt. Ich habe mich dann pragmatisch entschieden. Kunst ist ein schönes Hobby, aber als Beruf für mich tatsächlich eher ungeeignet. Und bei meinen Fächern Biologie und Chemie ist die Chemie ein großer Bestandteil der Biologie. Also habe ich mich entschieden Biologie zu studieren. Während meines Studiums habe ich tatsächlich, weil ich so begeistert war von alledem, was da so angeboten wurde, so viele Kurse belegt, dass ich am Ende in jedem Fachbereich der Biologie und einigen Fachbereichen der Chemie, die die Universität Bremen anbietet, meine Diplomarbeit hätte schreiben können. Zusätzlich habe ich an Projekten im Doktorandenstudium zur Ökotoxikologie teilgenommen und dort auch an einer Veröffentlichung mitgearbeitet. Letzten Endes habe ich 14 Semester lang studiert. Zunächst hatte ich vor, eine akademische Laufbahn einzuschlagen und eine Doktorarbeit zu schreiben. Aus persönlichen Gründen habe ich mich dann aber dagegen entschieden. Nicht zuletzt, weil die Möglichkeiten und Jobangebote als Fachwissenschaftlerin nur sehr begrenzt waren. Ich habe mich auch immer für den Job als Lehrerin interessiert. Zum Zeitpunkt meines Fachstudiums gab es einen Einstellungsstopp für Lehrkräfte, so dass ein Lehramtsstudium beruflich keinen Sinn ergab. Dass das beim Diplom so ähnlich war, war mir damals noch nicht bewusst.

Welche Arbeitsstationen haben Sie anschließend durchlaufen?

Um auf eigenen Beinen stehen zu können und aufgrund der Umfirmierung unseres Familiengeschäftes habe ich dann die Geschäftsführung einer Parfümerie übernommen. Während meiner Studienzeit hatte ich schon nebenbei immer in dem Geschäft meiner Mutter als Verkäuferin gejobbt.

Außerdem trainiere ich seit meinem 12. Lebensjahr Karate. Später habe ich mich im Verein dann als Trainerin für Kinder und für Erwachsene engagiert. Auch im Bremer Karate Verband habe ich weitere Aufgaben erst als Frauenbeauftragte und dann als Sportdirektorin übernommen.

Wie ist es dann dazu gekommen, dass Sie doch Lehrerin geworden sind?

Ich habe ja nie wirklich eine Ausbildung im Bereich Wirtschaft oder Geschäftsführung gehabt. Das ging eher nach dem Prinzip „learning by doing“. So habe ich mir also beigebracht, wie man sich um so ein Unternehmen kümmert und dafür sorgt, dass es nicht pleite geht.

Die weitere Aufgabe war es dann natürlich, Kosmetikartikel und Parfums zu verkaufen. Das war auch ganz nett, aber hat mich dann irgendwann nicht mehr so sehr erfüllt. Mir haben meine Fächer, Biologie und Chemie gefehlt. Dann wurden plötzlich wieder Lehrer:innen händeringend gesucht. Ich habe mich daran erinnert, dass das ja schon immer mein Traumberuf war. Meine Mutter hat mich sehr unterstützt, indem sie wieder mehr Verantwortung im Geschäft übernommen hat, sodass ich dann gewisse Kapazitäten wieder frei hatte, neben der Geschäftsleitung noch auf Lehramt zu studieren. Dabei habe ich durch Glück jemanden wiedergetroffen, den ich bereits von meinem fachwissenschaftlichen Studium kannte. Da wir ähnliche Lebensläufe und Ziele hatten, konnten wir gut zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen.

Mein Referendariat habe ich im Bereich der Sekundarstufe 2 an der KSA und im Bereich der Sekundarstufe 1 an der Carl-Goerdeler-Straße absolviert. An den Schulen waren jedoch keine Stellen zu besetzen. Zu meinem Glück war jedoch die Vorsitzende meiner Prüfungen Frau Kelm daran interessiert mich einzustellen. So bin ich also an das Gymnasium Horn gekommen.

Wie lange arbeiten Sie schon am Gymnasium Horn?

Ich bin seit 2007 am Gymnasium Horn.

Wie verlief denn der Weg innerhalb des Gymnasiums Horn zur Schulleiterin?

Durch die Geschäftsführung in meiner eigenen GmbH habe ich die Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit kennengelernt. Auch im Sport habe ich viele organisatorische und Leitungsaufgaben übernommen. Als Lehrkraft hatte ich mir eigentlich vorgenommen, einen sehr guten Job zu machen, aber mich nicht wieder unbedingt überall einbringen zu wollen. Das ist mir aber nicht gelungen. Nach einem halben Jahr an dieser Schule fiel mir dann hier und da etwas auf. Dann habe ich bei Frau Kelm freundlich an die Tür geklopft und gesagt, was mir aufgefallen ist und wie man das vielleicht besser oder anders machen könnte. Daraufhin hat Frau Kelm mich irgendwann gefragt, ob ich zur Steuergruppe der Schule gehören möchte. Ich hatte schon immer Spaß am Organisieren und war auch immer sehr ehrgeizig. Ich hatte den Anspruch, dass wenn ich an einer Schule unterrichte, ich dazu beitragen möchte, diese Schule zur besten Schule im ganzen Land zu machen.

Als sich die Organisationsstrukturen an den Schulen änderten, wurden am Gymnasium Horn die Jahrgangsleitungen eingeführt. Ich bewarb mich damals erfolgreich auf die Stelle einer Jahrgangsleitung. Zwischendurch hatte ich mich auch auf die Stelle der Oberstufenkoordinatorin und -leitung beworben, bin das aber nicht geworden. In 2018 wurde ich dann stellvertretende Schulleitung und letztes Jahr Schulleitung.

Was sind Ihre Aufgaben als Schulleiterin?

Die sind erstaunlich vielfältiger, als man glaubt. Erstmal vertrete ich die Schule natürlich nach außen hin. Ich bin verantwortlich für die Unterrichtsorganisation und -qualität, für den Personaleinsatz und die Personalentwicklung, für die finanzielle Seite, also den Schulhaushalt. Letztendlich trage ich für alles die Verantwortung. Ich habe aber natürlich die Möglichkeit, Aufgaben an geeignete Personen zu delegieren.

Was an diesem Standort noch dazukommt ist, dass ich noch für Baumaßnahmen verantwortlich bin. Ich muss jetzt Bauplanungen bewerten.

Welche Qualifikationen und Kompetenzen braucht eine Schulleiterin unbedingt?

Du musst auf jeden Fall in der Lage sein, gut zu organisieren. Auch dich selber gut zu organisieren, sonst geht man hoffnungslos unter. Man muss auch in der Lage sein, Prioritäten zu setzen. Und man muss delegieren können, was auch mir manchmal schwerfällt. Man darf keine Angst haben, Entscheidungen zu fällen und diese zu vertreten. Außerdem muss eine Schulleitung „breite Schultern“ haben und auch den Frust anderer Menschen aushalten können, ohne diese auf sich als Person zu beziehen.

Wie viel Macht haben Sie eigentlich als Schulleiterin?

Ich kann im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben und Konferenzbeschlüsse Entscheidungen treffen. Ich bin die Vorgesetzte aller Lehrkräfte und gegenüber Referendar:innen weisungsbefugt. Weiterhin vertrete ich das Hausrecht. Die Schulleitung agiert aber grundsätzlich in einem engen Korsett aus gesetzlichen Vorschriften und Verantwortlichkeiten auch im Rahmen von Konferenzbeschlüssen.

Gibt es denn in der Position als Schulleiterin etwas, was Sie jetzt direkt entscheiden können?

Ich agiere beispielsweise eigenverantwortlich, wenn Gefahr im Verzug ist oder ich nicht die Verantwortung für die von Konferenzen getroffenen Entscheidungen übernehmen kann. Dann habe ich ein Vetorecht. Außerdem hat die Schulleitung in vielen Fällen oder bei unentschiedenen Abstimmungen häufig ein Letztentscheidungsrecht. Dann ist meine Stimme maßgebend.

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit als Schulleiterin besonders viel Spaß?

Ich habe ja bereits gesagt, ich organisiere gerne. Es macht mir sehr viel Spaß, gute Strukturen zu schaffen und zu evaluieren. Ich probiere immer, alles zu optimieren und voranzubringen.

Ich freue mich, wenn ich sehe, dass wir eine gute Idee hatten und alles besser funktioniert.

Natürlich macht mir auch die Arbeit mit Menschen Spaß, sonst wäre ich ja keine Lehrerin geworden. In dem Moment, wo man Schulleitung wird und die Schule nach außen repräsentiert, ist man auch in vielen anderen Gremien beschäftigt. Man trifft viele andere Schulleiter:innen und ist mit ihnen in Gesprächen, versucht mit ihnen gemeinsam Ideen zu verfolgen und durchzusetzen. Oder man kommt in Kontakt mit dem Beirat und mit der Schulaufsicht, mit denen man ja vorher nicht so viel zu tun hatte. Auf der einen Seite hat man also seine Schule im Blick, auf der anderen Seite auch alles drum herum. Das gefällt mir sehr gut.

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich aktuell stellen?

Die nächste Herausforderung wird sein, die Stellvertretung für mich zu finden. Bisher habe ich erst einen Findungsausschuss geleitet, für Jahrgangsleitungen. Ansonsten habe ich bisher nur als Kandidatin an Findungsausschüssen teilgenommen, jetzt lerne ich die andere Seite kennen.

Ein aktuelles Problem unserer Schule ist, dass wir dringend neue Sonderpädagog:innen brauchen. Dann natürlich noch die Bauvorhaben für den Anbau und dass wir dabei das Bestmögliche für uns erreichen. Sportunterricht ist aufgrund der fehlenden Sporthalle ebenfalls ein großes Problem. Auch die angestrebte Änderung der Schulordnung in Bezug auf die Nutzung von Handys beschäftigt mich. Wie kann man das gewinnbringend mit allen besprechen? Das frage ich mich oft. Was wir in der Schulleitung gerade auch als Thema haben, ist die Verbesserung der Kommunikationsstrukturen. Wie kann man Neuerungen gut implementieren, ohne dass es für alle mehr Arbeit bedeutet.

Was ich mir wünsche, ist eine positive Grundeinstellung von allen. Aber das ist auch die Sache, die sich natürlich am schwierigsten umsetzen lässt.

Ich möchte dafür sorgen, dass jeder Mensch an unserer Schule, sich wirklich mit dem Gymnasium Horn identifizieren kann. In unserem Karateverein habe ich das damals gut geschafft. Das erste, was jedes neue Mitglied immer haben wollte, war der Vereinspulli. Die haben sich mit ihrem Verein total identifiziert.

Wie sieht denn Ihr Alltag aus?

Dieser Job ist ein absoluter Zeitfresser. Im Moment sieht mein Alltag so aus, dass, wenn ich morgens aufstehe, ich auf das Handy gucke und sehe, wie viele Nachrichten ich für die Schule bekommen habe. Und, was ich wirklich noch nicht gut kann, ist dann einfach zu akzeptieren, dass ich das auch später machen kann. Dann bin ich spätestens, je nachdem, wie lange ich am Vorabend in der Schule war, um 9 Uhr hier.

Im Moment ist es so, dass sich viel in den Nachmittag und den Abend hineinzieht. Dann wird es auch irgendwann kritisch, wenn ich gefühlt gar keine Freizeit mehr habe, weil ich dann auch noch andere Dinge organisieren muss. Jetzt gerade bin ich auch voll im Abitur, sowohl in schriftlichen als auch in mündlichen Prüfungen. Zusätzlich zu den Prüfungen möchte ich meine Prüflinge gut betreuen und auf die Prüfungen vorbereiten

Bereuen Sie manchmal Ihre Entscheidung, Schulleiterin zu werden?

Manchmal habe ich mir überlegt, warum ich nicht einfach Lehrerin geblieben bin, weil ich doch auch immer so gerne unterrichtet habe. Das tue ich ja auch immer noch. Da schätze ich auch sehr die Kompetenz von Frau Kelm, die ich ja immer noch an meiner Seite habe. Ich wäre hier schon lange untergegangen, wenn Frau Kelm mich nicht unterstützt hätte. Ich habe ebenfalls ein sehr gutes Leitungsteam. Das ist das A und O. Wir halten in Krisensituationen immer zusammen und verteilen die Aufgaben. Auch ohne mein Team wäre die Arbeit nicht zu leisten.

Ich hoffe, dass ich das Ganze irgendwann genauso gut organisiert haben werde wie meinen Unterricht. Normalerweise hätte ich hier in manchen Situationen nicht noch mit halber Stelle unterrichten können, was ich ja aufgrund des Lehrermangels schon getan habe. Das kann ich nur, weil ich meinen Unterricht gut organisiert und langjährige Erfahrung habe. Am Wochenende lade ich die Materialien für die Unterrichtswoche auf itslearning hoch und stelle Pläne für meine Schüler:innen ein. Aber auch dafür würde ich mir mehr Zeit wünschen, dass ich mal ein bisschen mehr recherchieren könnte, ob es nicht noch etwas Schöneres gibt als das, was ich schon seit Jahren mache.

Wie viel Geld verdient man denn eigentlich als Schulleiterin?

Das ist komplett abhängig von deinen persönlichen Umständen. Da gibt es keine festgesetzte Summe, sondern es gibt die sogenannten “Besoldungsgruppen”. Die tatsächliche Besoldung hängt davon ab, wie alt du bist, ob du verheiratet bist, ob du Kinder hast, ob du verbeamtet bist oder nur angestellt. Es gibt hier durchaus Menschen, die ein niedrigeres Statusamt haben als ich, aber mehr verdienen, weil sie Familie haben, mehrere Kinder und so weiter.

Aber ich finde, dass ich genug verdiene. Trotzdem ist auch jeder Cent hart verdient. Es ist nicht so, dass ich sagen würde, dass ich überbezahlt bin.

Hätten Sie sich denn auch an einer anderen Schule auf den Posten der Schulleiterin beworben, wenn die Möglichkeit früher da gewesen wäre?

Nein, hätte ich nicht. Tatsächlich wurde mir der Posten der Schulleitung an einer anderen Schule angeboten. Eine Zeit lang sah es ja so aus, als würde ich nicht die Schulleiterin am Gymnasium Horn. Ich würde mich aber immer für das Gymnasium Horn entscheiden und nicht für das Statusamt. Mir geht es nicht darum, dass ich unbedingt Schulleitung sein möchte. Es ging mir immer darum, dass ich in diese Schule sehr viel Herzblut gesteckt habe und sie auch einfach gerne mag. Es war immer mein Ziel, diese Schule voranzubringen. Und zwar in der Position, die mir das ermöglicht. Und wenn ich nicht Schulleitung geworden wäre, hätte ich eben als Stellvertretung mein Bestes versucht.

Wie wichtig ist es Ihnen, was die Schüler, Lehrer und Eltern über Sie und Ihre Arbeit denken?

Feedback ist natürlich immer wichtig. Evaluation sollte man auch regelmäßig durchführen. Eine ehrliche und sachliche Rückmeldung finde ich total wichtig und ich bitte auch immer darum. Jeder Mensch hat ein eigenes Bild von sich selbst, aber das muss nicht zwangsläufig mit dem Fremdbild übereinstimmen.

Wir sind ja im Moment nur so weit, dass die Lehrer:innen den Schüler:innen regelmäßiges Feedback geben. Für mich wäre auch das Umgekehrte wichtig. Dass also die Lehrer:innen auch regelmäßiges Feedback bekommen. Mein Unterricht steht jederzeit für alle offen. Ich weiß aber, dass Transparenz und regelmäßige Feedbackkultur geübt werden müssen. Hierbei geht es sowohl um das Geben als auch das Annehmen von angemessenem Feedback.

Um nochmal zurück zur Frage zu kommen: ich finde es super wichtig und wünsche mir, regelmäßig Feedback zu bekommen.

Vielen Dank für das Interview. 

 

Fotos: Philipp Olde Kalter

 

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Letztes Jahr wurde der Jugendbeirat Horn Lehe neu gewählt. In einem Interview erklärten mir Julian, Benedek, Sina, Oskar und Maxim, was sie jetzt machen, was bisher schon gemacht wurde und wie die erste Sitzung ablief.