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Eröffnung des ersten Arisierungs-Mahnmals in Deutschland

„Tempo“ oder „Kühne + Nagel“ und Arisierung, wo ist da der Zusammenhang?

In Bremen wurde am 10. September 2023 ein Denkmal zur „Arisierung“ eingeweiht. Deutschlandweit handelt es sich um das Erste seiner Art. Doch was bedeutet das Wort Arisierung?

Arisierung wird abgeleitet von dem Wort „Arier“, welches Herrenrassen oder auch Entjudung1 bedeutet und sich auf den Prozess der Ausbeutung und Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus der Wirtschaft, ihren Wohnorten und Deutschland bezieht. Die Juden wurden hierbei von Nationalsozialisten dazu gedrängt, ihre Eigentümer, Wertgegenstände, Aktien sowie Immobilien für kleine Geldbeträge an „Deutsche“ abzutreten. Die Wohnungen und Häuser von geflohenen oder deportierten Juden – damals sogenannte „unbewachte jüdische Wohnungen” – wurden ebenfalls geplündert. Die Aktion wurde von den Nationalsozialisten als „Aktion M“ bezeichnet, wobei das „M“ für Möbel stand. Nutzen von dieser Aktion hatten die damaligen Bürger, die sich zum Beispiel an Immobilien, Möbeln und Aktien bereicherten. Die Speditionsunternehmen, die hauptsächlich für die Lagerung und den Transport der Möbel zuständig waren, konnten durch  die „Aktion M” großen Profit generieren. Ein gutes Beispiel dafür stellt die bremische Firma „Kühne + Nagel“ dar. Ihr internationaler Erfolg geht unter anderem auf die Ausbeutung während der NS-Zeit zurück. Genauso waren etliche staatliche Einrichtungen an dem Gewinn beteiligt, da sie ohnehin die Initiatoren und Koordinatoren der „Aktion M“ waren.

Arisierung: Wie viel ist bekannt?

Jüdische Unternehmer mussten während des Nationalsozialismus ihre Firmen verkaufen, da sie sonst schwerwiegende Sanktionen zu befürchten hatten. Heutzutage verschweigen jedoch unzählige Unternehmen ihre Vorgeschichte und schreiben nur beschönigende Worte zu ihrer Unternehmensgeschichte während der NS-Zeit. Beispielsweise berichtet das Papiertaschentücher-Unternehmen „Tempo“ auf seiner Homepage zu den Jahren 1935 bis 1950 von „[…] bereits 150 Mio. [produzierten] Tempo Taschentücher […], Ende der Dreißiger Jahre waren es sogar 400 Mio. Stück.“ Verschwiegen wird hier, dass sechs Monate nach der Machtübernahme Adolf Hitlers der Patentinhaber des Papiertaschentücher-Unternehmens Oskar Rosenfeld grundlos von der NSDAP vorgeladen und zu einer Geldstrafe von 12.000 Reichsmark verurteilt wurde. Dies ist auch kein Einzelfall geblieben. Oft wurden Juden aus kleinen sowie großen Unternehmen systematisch sanktioniert und gedrängt, ihr Unternehmen dem NS-Regime zu überlassen. Auch wenn diese Tatsachen den heutigen Unternehmen bekannt sind, verlieren manche in ihrer Unternehmensgeschichte oft kein Wort darüber. Wie auch? Wenn Informationen zur Verwicklung der Unternehmen mit dem NS-Regime immer noch unter Verschluss gehalten werden. Daher ist es der Öffentlichkeit nicht möglich, sich selbst ein Bild zu machen. So ist es nicht verwunderlich, dass das Ergebnis eine lückenhafte Geschichte ist.

In einem Interview mit der Schülerzeitung bei der Einweihung des Mahnmals in Bremen erklärt der Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte in Bezug auf die fehlende Information zur Verantwortung der Unternehmen zum Thema Arisierung mit der folgenden Ansicht: „Es kann sein, dass Unterlagen, wie es bei vielen Vorgängen und Verbrechen in der Nazi-Zeit war, bewusst vernichtet wurden oder im Krieg zerstört wurden“. Er fügt hinzu: „Vielleicht ist es aber auch so, dass man noch intensivere Forschungsarbeit braucht, damit man die entsprechenden Dokumente findet und für die Öffentlichkeit zugänglich macht.”

Der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bremen, Dr. Grigori Pantijelew, unterstreicht die Problematik der Aufklärung über die Arisierung. Diese sei noch nicht fortgeschritten genug, da es eine „sehr komplizierte Verknüpfung zwischen persönlicher und behördlicher Verantwortung ist“. Herr Dr. Pantijelew wünscht sich daher ein Vorbild, jemand, der/die den ersten Schritt wagt und zu Verantwortung des Unternehmens steht. „[Der] erst beste Mann, der dafür geeignet ist […]“ wäre seiner Meinung nach Herr Kühne, dieser könnte im Gegensatz zu seinem Schweigen für Frieden in Bezug auf das Thema Arisierung sorgen.

Bremen und Arisierung, wo ist da der Zusammenhang?

Das Land Bremen hat während der Zeit des Nationalsozialismus eine aktive Rolle zur Arisierung übernommen, da sie gleichzeitig über einen Hafen verfügt und von Haus aus eine Logistik-Stadt ist. Damals wie heute hat das drittgrößte Logistikunternehmen der Welt, Kühne + Nagel, einen Sitz in Bremen und während des Nationalsozialismus wahrscheinlich sehr von der Arisierung profitiert. Das Bundesland hatte daher eine zentrale Rolle bei dem Abtransport der westeuropäischen jüdischen Eigentümer. Genaue Auskünfte dazu gibt das Unternehmen nicht bekannt. Des Weiteren bekennt es sich nicht zu seiner schwierigen Geschichte, denn auch Kühne + Nagel hat vor dem Nationalsozialismus einen jüdischen Anteil gehabt. Adolf Maass (geboren 9. Oktober 1875 in Borgholzhausen; gestorben vermutlich Anfang 1945 in Auschwitz) verfügte über einen Aktienanteil von 45%. Er wurde jedoch aus dem Unternehmen gedrängt und 1942 deportiert, sein Tod folgte circa 1945 im Konzentrationslager Auschwitz.

Welche Rückschlüsse können wir daraus ziehen?

Die letzten Zeitzeugen werden in den kommenden Jahren nicht mehr da sein, um uns an das Geschehene zu erinnern. Doch die Geschichte ist und bleibt ein Teil von uns. Wenn wir uns als Gesellschaft in Deutschland nicht mit ihr befassen, dann fehlt uns etwas. Uns sollte bewusst werden, dass die Vergangenheit wertvolle Lektionen lehrt. Indem wir sie ignorieren, machen wir sie nicht ungeschehen. Ein Grund mehr, uns mit unserer Geschichte zu befassen und Lehren aus ihr zu ziehen. So können vergangene Fehler vermieden werden und Vorurteile verschwinden – fast von selbst.

Was wäre das für eine Gesellschaft!? Vielleicht eine, bei der ein Polizeiaufgebot, wie es bei der Einweihung des Mahnmals zur Arisierung in Bremen, überflüssig wäre.

 

1. Das Wort Entjudung sollte nicht verwendet werden, da es zum NS-Vokabular gehört.

Vandalismus auf Schultoiletten

Am Gymnasium Horn kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Vandalismus-Vorfällen. Besonders betroffen sind die Schultoiletten, welche auch vor Kurzem Austragsort solcher Ereignisse waren.

Auf zwei Jungentoiletten wurden, laut einer E-Mail der Schulleiterin, die Spültasten demontiert. Des Weiteren wurden unter anderem die Toilettenbürste, Müll, Papier und Corona-Tests tief in den Spülkasten gedrückt. Letztere verstopften die Spülglocken, sodass das Spülen nicht mehr möglich war. Hierdurch mussten sie demontiert, gereinigt und wieder montiert werden. Teilweise wurden auch Schläuche abgezogen.

Beim Versuch, den Schaden zu beseitigen, verletzte sich Herr Schumacher, der Hausmeister des Gymnasiums Horn, am Oberarm. Er fügte sich eine Schnittverletzung zu, da er in den Spülkasten greifen musste.

Die Corona-Tests, welche ursprünglich vor dem Sekretariat zum Mitnehmen standen, werden durch den Vandalismus nur noch auf Nachfrage im Sekretariat ausgegeben.

Auch wurde auf den Boden defäkiert. Die Redaktion der Schülerzeitung empfiehlt hier dringend, statt des Bodens die Toilettenschüssel zur Zielscheibe des großen Geschäfts zu machen. Denn die Verunreinigung kann aus Gründen des Infektionsschutzes nicht das normale Reinigungspersonal verrichten. Stattdessen muss eine Sonderreinigung beantragt werden, welche die Schule unnötiges Geld kostet.

Zusätzlich kommt es auf der Unisex-Toilette regelmäßig zur Belästigung. Hier soll durch verstärkte Aufsicht entgegengewirkt werden.

Die Schulleiterin bittet die Elternschaft in der E-Mail darum, die Schüler erneut zu sensibilisieren. Auch die Schulelternsprecher äußerten sich zu den Vorfällen: „Weder Vandalismus noch ein Ärgern von Schüler:innen des anderen Geschlechts auf der Toilette sind Verhaltensweisen, die am Gymnasium Horn toleriert werden.“

Zuletzt wollen wir als Redaktion der Schülerzeitung dazu aufrufen, ein solches Verhalten einzustellen. Es ist sicherlich im Interesse der gesamten Schülerschaft, das Erlebnis auf den Schultoiletten so angenehm wie möglich zu gestalten.

Die FreiKarte

Die Bremer Landesregierung schenkt allen Kindern und Jugendlichen für dieses und nächstes Jahr jeweils 60 €. Das Geld kann für viele Freizeit-Aktivitäten ausgegeben werden. Damit soll den Versäumnissen durch Corona entgegengewirkt werden.

 

Besonders Junge Menschen litten unter Corona

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit des Lockdowns. Die Sportvereine waren geschlossen und andere Freizeiteinrichtungen fielen ebenfalls weg. Durch die Kontaktbeschränkungen waren selbst Besuche der engsten Familie kurzzeitig unter Strafe gestellt. Die Menschen durften ihr Grundstück kaum mehr verlassen. Als ich dennoch mit Freunden draußen Basketball spielte, musste ich die Erfahrung machen, von der Polizei nach Hause geschickt zu werden. Besonders den Kindern und Jugendlichen wurde so der soziale Kontakt und der Spaß genommen. Das alles weckte bei vielen diffuse Ängste.

Des weiteren zeigt zum Beispiel die COPSY-Studie des UKE, dass sich die Lebensqualität vieler Kinder und Jugendlicher im Lockdown signifikant verschlechterte. Die Maßnahmen hatten einen negativen Effekt auf die mentale Gesundheit. Nicht wenige litten unter Stress, Schlafproblemen oder sogar Einsamkeit, hervorgerufen durch den fehlenden Kontakt zur Außenwelt und zu Freunden. Auch das Homeschooling stellte sich für viele als Problem dar, durch die Schulschließungen mangelte es an Struktur. Während der Pandemie erhöhte sich so der Anteil psychisch belasteter Kinder auf das Doppelte.

 

Bremen führt die FreiKarte ein

Nun will die Regierung Bremens die Versäumnisse infolge der Corona-Beschränkungen ausgleichen, indem sie den Kindern und Jugendlichen etwas zurückgibt. Ihnen soll der Schritt in eine Normalität erleichtert werden. So ist seit Beginn der Herbstferien die FreiKarte einsetzbar. Mit ihr lassen sich Eintritte für Freizeiteinrichtungen bezahlen, benötigte Ausrüstung, wie zum Beispiel Schlittschuhe, ausleihen und mancherorts sogar Essen und Getränke kaufen. Hierzu ist die FreiKarte für dieses Jahr mit einem Guthaben von 60 Euro ausgestattet. Im nächsten Jahr wird sie erneut mit dem gleichen Betrag aufgeladen. Das kommt rund 120.000 unter 18-Jährigen in Bremen und Bremerhaven zugute.

Auch diejenigen, die nach Bremen ziehen und sich regulär ummelden, bekommen die FreiKarte zeitverzögert zugestellt. Jene, die die Karte noch nicht erhalten haben, können diese nachträglich über das Kontaktformular auf der Website freikarte.bremen.de beantragen.

Bevor die Guthabenkarte einsetzbar ist, muss sie auf der Website aktiviert werden. Hierfür wird die Kartennummer und der Aktivierungscode benötigt. Das verbleibende Guthaben lässt sich auf gleichem Wege abfragen.

Informationen darüber, wo man die FreiKarte benutzen kann, befinden sich ebenfalls auf der Website. Aktuell nehmen 57 Akzeptanzstellen die Karte an, es können mit der Zeit allerdings neue hinzukommen. Die genaue Lage der Orte kann man auf einer Karte herausfinden, bei der man nach Alter, Art der Aktivität und Barrierefreiheit filtern kann. Beispiele für kooperierende Einrichtungen sind Lasertag-Arenen, die Bremer Bäder oder die botanika. Auch Attraktionen auf dem Freimarkt nahmen teil.

Wie kam es zu der FreiKarte?

Die Idee für eine solche FreiKarte gab es bereits länger. Schon im Dezember wurde sie in Bremer Senatssitzungen eingebracht. Damals war sie noch unter dem Namen “FamilienCard” bekannt. Im März 2022 sprach sich die Bürgerschaft dann für ein solches Projekt aus. Es wurde ein Etat von 12,2 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr bewilligt. Verschickt wurden die FreiKarten dann Ende September, sodass sie rechtzeitig zu Herbstferien- und Freimarktbeginn bei allen Kindern und Jugendlichen angekommen sind.

In Bremerhaven gab es Komplikationen mit dem Erstellen der Adressen, weshalb alle Karten gesperrt und neue verschickt werden mussten. Dadurch kamen sie verspätet bei den Empfängern an. Evelin Wöstenkühler, die Projektleiterin der FreiKarte, bittet deshalb ausdrücklich um Entschuldigung.

 

Sinnvoll oder bloß Geldverschwendung?

An sich ist die FreiKarte natürlich keine schlechte Idee, sicherlich kommt sie den Kindern und Jugendlichen zu Gute. Dennoch stellt sich uns die Frage, wie viel Sinn es ergibt, allen Minderjährigen aus Bremen Geld zu schenken. Das umfasst nämlich nicht nur diejenigen, die das Geld benötigen, sondern auch wohlhabende Menschen, die sich einen Besuch im Kino ohne Probleme leisten können.

In Stuttgart gibt es bereits seit 2001 ein ähnliches Modell, die FamilienCard. Diese kann für alle Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren beantragt werden, ist jedoch an weitere Bedingungen gekoppelt. Zum Beispiel dürfen die Jahreseinkünfte der Familie eine Grenze von 70.000 Euro nicht übersteigen. Familien mit vier bzw. mehr Kindern können unabhängig davon einen Antrag stellen. Hier profitieren somit nur Familien, die finanziell nicht allzu starkt aufgestellt sind. Ist die FamilienCard aus Stuttgart also eine bessere Alternative zur FreiKarte? Nicht unbedingt. Sie ist ein Angebot, dass gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen schaffen soll und keine Entschädigung für die Corona-Zeit. Man muss also bei der FreiKarte berücksichtigen, dass auch die Wohlhabenderen unter der Pandemie gelitten haben. Deswegen wäre es ungerecht, sie nicht zu entschädigen.

„Kinder und Jugendliche haben unter der Corona-Krise besonders gelitten, das gilt bis heute. Mit der Familiencard wollen wir ein deutliches Signal für alle Familien in unserem Land setzen, dass wir sie mit den Auswirkungen nicht alleine lassen, sondern uns konkret um sie kümmern.“

Birgitt Pfeiffer, Anfang des Jahres

Fragen an die Projektleitung

Evelin Wöstenkühler ist die Projektleiterin für die FreiKarte. Auf unsere Nachfrage, wieso jedes Kind und jeder Jugendliche die FreiKarte bekommt, antwortete sie: “Das gewählte Verfahren hat drei Vorteile: Es ist schnell umsetzbar, es hat geringe Verwaltungskosten und es ist diskriminierungsfrei. Eine Einkommensprüfung der Eltern wäre extrem aufwändig gewesen, hätte viel Zeit gekostet und auch viel Geld für die Verwaltung – Geld, das wir viel lieber für die Kinder ausgeben. Zudem wollten wir eine diskriminierungsfreie Freikarte. Das heißt: Niemand soll sehen, dass die Familie wenig Geld hat, nur weil der Sohn oder die Tochter im Kino mit der Freikarte zahlt.”

 

“Kinder und Jugendliche haben während der Pandemie sehr vieles verpasst. Auch in der Schule. Aber eben auch sehr viel außerhalb der Schule. Im Übrigen hat der Senat auch sehr, sehr viel Geld in Schulen gesteckt. Beispielsweise haben alle Schülerinnen und Schülern ein iPad erhalten. Bremen ist damit Vorreiter in Deutschland. Das hat noch kein anderes Bundesland gemacht.”

Evelin Wöstenkühler, Projektleiterin

Interview mit Mitgliedern vom Jugendbeirat Horn Lehe

Letztes Jahr wurde der Jugendbeirat Horn Lehe neu gewählt. In einem Interview erklärten mir Julian, Benedek, Sina, Oskar und Maxim, was sie jetzt machen, was bisher schon gemacht wurde und wie die erste Sitzung ablief.