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Wenn man Angst vor seinem Teller hat

Triggerwarnung: Essstörung

 

Spricht man von einer Essstörung, so denken die meisten von uns an hilflose Menschen, die entweder mager und untergewichtig sind oder mollig und übergewichtig. Doch eine Essstörung hat kaum etwas mit dem eigenen Gewicht zu tun. Stattdessen haben die Betroffenen eine ungesunde Beziehung zum Essen aufgebaut. Tatsächlich handelt es sich um eine psychische Krankheit, welche in verschiedenen Formen und Stärkegraden vorkommen kann und lebensgefährlich ist. 

Betroffene sprechen von einer inneren Stimme, die sie im Essen einen Feind sehen lässt und Angst auslöst. Oft wird zu spät gemerkt, dass man unter einer Essstörung leidet, dabei hat diese psychische Krankheit die zweithöchste Sterberate weltweit. 10.200 Personen sterben jährlich an den Symptomen, während sich bei 26 Prozent der Erkrankten der mentale Zustand so stark verschlechtert, dass sie ihrem Leben selbst ein Ende setzen. Die am häufigsten auftretenden Arten sind Bulimie, Anorexie und Binge-Eating.

Leidet jemand unter Anorexie bzw. Magersucht, so fürchtet er das Zunehmen, denn seine Figur hat einen enormen Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Dementsprechend schränkt er sich beim Essen ein, indem er Kalorien zählt, wenig isst, übermäßig Sport treibt oder in Extremfällen „purgt“. Als Purging wird das Auslösen eines Brechreizes bezeichnet, wobei die betroffene Person sich den Finger in den Hals steckt.

„Das Purging zieht verheerende Gesundheitsschäden mit sich, aufgrund der aufsteigenden Magensäure. Die Zähne werden kariös, der Zahnschmelz wird angegriffen und die Speiseröhre kann verätzt werden“,

Frau Haidar, Biologielehrerin am Gymnasium Horn

Erkrankt man hingegen an Bulimie, so spürt man ein ständiges Verlangen nach Essen. Kommt man dem nach, werden dadurch jedoch Schuldgefühle ausgelöst. Die Kontrolle über das eigene Essverhalten geht verloren. Auch diese Erkrankten sorgen sich wie Magersüchtige sehr um ihr Aussehen, daher greifen sie nach den Mahlzeiten sofort zum Purging. Es wird zu einer Sucht, weshalb diese Krankheit auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet wird.

Binge-Eating hingegen zeichnet sich durch exzessive und unkontrollierte Essattacken aus. Im Gegensatz zur Bulimie versuchen Betroffene jedoch nicht, dem Zunehmen entgegenzuwirken. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung essen Erkrankte ohne Genuss, da ihre Attacken oft von negativen Gefühlen begleitet werden. „Sie hören erst auf zu Essen, wenn sie sich unangenehm voll fühlen“, schreibt die Bundeszentrale dazu. Diese Krankheit führt oft zu Übergewicht, was Gelenkschäden, Haltungsschäden, ein schwächeres Immunsystem wie auch Organschäden verursachen kann.

Fällt einem in seinem Umfeld jemand auf, der eine gestörte Beziehung zum Essen hat, so sollte man laut Frau Haidar folgendes tun: „Sich nicht scheuen, die Person anzusprechen. Lieber es riskieren und Verantwortung übernehmen, als wegzuschauen.“ Sätze wie „Iss doch mehr!“ oder „Komm wir essen zusammen!“ sollten dabei vermieden werden. „Es ist lieb gemeint, doch es setzt einen nur noch mehr unter Stress“, teilte uns eine anonyme Quelle mit, die selbst mit einer Essstörung zu kämpfen hat. „Was ich mir von den Personen gewünscht hätte, ist eine Umarmung, Trost und dass sie mir signalisieren, dass sie für mich da sind“, betonte sie.

Sobald bei einem Symptome auftreten, sollte man sich Hilfe suchen, ob bei Vertrauenspersonen, Kinderärzten oder Therapeuten. Es existieren auch darauf spezialisierte Kliniken. Aus ihrer Erfahrung berichtete unsere Quelle jedoch, dass diese einen Patienten oft erst dann aufnehmen, wenn man sich in Lebensgefahr befinde. „Es wird nach dem BMI ein Gewicht festgelegt, unter welches man kommen muss. Erreicht man dieses, so muss man es über vier Wochen halten und nicht zunehmen, denn sonst geht der Klinikplatz verloren. Man wird sozusagen weiter in Richtung Essstörung geschubst”, erzählte sie uns.

Die Auslöser von Essstörungen können belastende Erlebnisse wie Mobbing sein. Doch sie variieren von Fall zu Fall. Jeder kann von einer Essstörung betroffen sein. Gerade bei Jugendlichen besteht eine große Gefahr aufgrund der vielen Veränderungen in der Pubertät. Was vor allem fehlt, ist Aufklärung und Sensibilisierung. Das würde den Betroffenen, aber auch den Mitschülern und Eltern am meisten helfen.

 

Quellen

 

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

Psych2go:

Persononen:

  • Kristin Haidar, Biologie Lehrerin
  • Anonyme, betroffene Person

Bundesministerium für Gesundheit: